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Tobias-Hoppe-Straße

 

(in Patenschaft von Andrè Lütge, Untermhaus)
 


Conrad Tobias Hoppe (1697-1778): geboren im Mai 1697 in Nordhausen, Apotheker, Botaniker, Geologe und Mineraloge, Verfasser der Flora Gerana, gestorben am 09.12.1778 in Gera
 
Hoppe besuchte das Gymnasium in Arnstadt. Er entdeckte bei Gera den Rubitzer Schaumkalk, der nach ihm benannt den Namen "terra Hoppiana" (Hoppische Erde) trägt. Dieser Schaumkalk wurde im 18. und 19.Jh. als glänzender Anstrich für Gipsstatuen und -ornamente, als Putzmittel für kostbare Geschmeide und Schmuck verwendet. Den Hoppischen Schaumkalk aus Gera-Rubitz betrachtete auch Goethe in Tagebucheintragungen und Briefen als wissenschaftlichen Gegenstand und unterzog ihn eigener Betrachtungen, selbst nach Paris wurden ganze Kisten dieses Minerals, Mitte des 19.Jhs., transportiert. Zwischen 1740 und 1777 veröffentlichte Hoppe 55 wissenschaftliche Schriften, so zum Beispiel die "Flora Gerana" (1774). Er war als Wissenschaftler geschätzt und geachtet. Er bearbeitete verschiedene Wissensgebiete, die Mineralogie, Geologie, Meteorologie, Botanik, Zoologie, Paläontologie und Astronomie. Ihm gehörten die Geraer Häuser in der Großen Kirchstraße 9 und 11, hier befand sich auch sein Kräutergewölbe. Dieses Drogengeschäft wurde die spätere Stadtapotheke. Seine auserlesene naturwissenschaftliche Privatbibliothek fiel 1780 dem Stadtbrand zum Opfer. Am 9.Dezember 1778 verstarb Hoppe in Gera, im Kirchenbuch ist er als "Materialist und berühmter Botanicus" eingetragen. Zu Ehren dieses Mannes trägt die Tobias-Hoppe-Straße in Untermhaus seinen Namen.

 
 
Die Straße führt von der Hermann-Drechsler-Straße (im Osten, Bild 2) zur Uferstraße (im Westen, Bild 4,5). Weitere Straßen kreuzt die T.-Hoppe-Straße mit der Feuerbachstraße, der Leibnizstraße (Bild 3: Eckhaus Nr.15) und der Kantstraße. Ursprünglich hieß sie Hermannstraße. 1919 nach der Eingemeindung von Untermhaus nach Gera wurde sie in Hermann-Luboldt-Straße umbenannt. Kommerzienrat Luboldt (15.11.1833-19.12.1889) war Fabrikbesitzer in Gera. 1945 erhielt die Straße den heutigen Namen.
 

 
Vom Osten kommend beginnt die Straße als Villenlandschaft, wobei die Häuser Nr.1 (Bild 6), Nr.3 (Bild 7) und Nr.5A (Bild 8) erst in den letzten Jahren saniert bzw. neu gebaut worden sind und Eigentumswohnungen beherbergen. Eine Ausnahme stellt die Tobias-Hoppe-Straße 4 (Bild 9) dar. Die Villa ist heute Kindergarten mit dem Namen "Bussibär". Das Gebäude ist in keinem sehr guten Zustand, eine Sanierung würde hier sicher sehr gut tun. 1907 ließ der Geraer Kaufmann und Fabrikdirektor der Firma "Louis Hirsch" Walther Bauer (1877geb.) diese Villa vom Architekten Rudolf Schmidt errichten. "Viele schöne Details sind an dem Haus aus der Gründerzeit auch heute noch zu sehen. Dazu gehörten ein Kachelofen im Haus, Holzverkleidungen, Stuckdecken und Kamine. In einigen Fenstern findet sich noch die originale Bleiverglasung. Noch 1945 wohnte die Familie hier, bis die Villa von den Sowjets beschlagnahmt wurde... jeder Besucher des Hauses betritt es wie eh und je durch den Haupteingang mit der mit Schnitzereien versehenen Rundbogentür. Die Überdachung des Eingangs wird getragen durch zwei Säulen. Die zum Garten zugewandte Seite des Hauses wird bestimmt durch einen halbrunden Anbau, der im Erdgeschoß Rundbogenfenster hat. Unter den Fenstern des zweiten Geschosses finden sich als Schmuck Blumengirlanden. Die einstigen Gartenanlagen sind zum Teil einem großen Spielplatz gewichen." (Lange/ Germar, S.132f.)
 

An der Ecke zur Feuerbachstraße stößt man auf die Villa T.-H.-Straße 5 (Bild 10). Das im ersten Viertel des 20. Jh.`s vom Maschinenfabrikanten Steudel erbaute Haus wurde 1997/98 saniert und ist heute in Eigentumswohnungen aufgeteilt. Vom Garten aus blickt man auf verschiedene "gesicherte" Gebäude eines ehem. Betriebes, welche allerdings zu einem Seitenarm der Feuerbachstraße gehören (Bild 11). Die Hinterhöfe vieler Häuser, wie hier in der T.-Hoppe-Str. 8, bieten dem Betrachter noch immer einen historischen Einblick in die Enge und Trostlosigkeit des wirklichen Wohnens zu Beginn des 20.Jh.`s (Bild 12). In fast allen Hinterhöfen der Straße befanden sich kleine Betriebe und Werkstätten, von denen ein paar sehr verfallene Exemplare auch noch heute zu sehen sind. Sehr isoliert und nicht wie üblich an das Nachbarhaus gereiht steht das Haus Nr. 6 (Bild13).
 
 
Heute ist die Tobias-Hoppe-Straße eine typische Wohnstraße mit wenigen Geschäften. In den Erdgeschossen der Straße kann man aber deutlich den Niedergang des Einzelhandels in verschiedenen Geraer Stadtteilen spüren. Auf Bild 14 sind die ungerade nummerierten Häuser 7 bis 15 der Straße zu sehen. Was im Erdgeschoss nach Geschäften aussieht (Nr.11 und 15) steht schon seit einigen Jahren leer. In der ersten Hälfte des 20.Jh`s verfügte die Straße über deutlich mehr Ladengeschäfte. Der Friseur im Eckhaus Nr.22 existiert natürlich heute auch nicht mehr, sogar sämtliche Spuren einer Ladengeschichte wurden "wegsaniert"... Heute hat das Haus Nr.22 keinen Eckeingang mehr (Bild 15 von 1913).
Aber einige imposante Spuren der Geschichte sind geblieben. So findet man beispielsweise über dem versteckten Eingang der Nr.12 in Form eines Reliefs einen Tipp auf das Baujahr des Hauses: 1898 (Bild 16) oder auch die Schmuckleisten wie zwischen Erdgeschoss und 1.Stock in der Tobias-Hoppe-Straße 22 lassen den Stil einer vergangenen Zeit weiterleben und mal ehrlich, die Fassade sieht doch gleich viel besser aus...(Bild 17)
 
Auch die "Innereien" mancher Häuser der Gründerjahre wurden liebevoll wieder hervorgeholt. Decken-Stuck, verzierte Holztüren, alte Treppenstufen und -geländer geben jedem Haus und auch den Wohnungen eine individuelle Note (Bilder 18 u. 19).
 

 

 
Tipp: Leute, schaut auf die Erker und Balkone. Da bietet sich eine interessante Vielfalt an verschiedenen Blickfängen...! Überschreitet man die Leibnizstraße in Richtung Elsterufer fällt einem etwas sehr Typisches auf: die unterschiedlichen "Erker" an fast jedem Haus, wie hier in der Nr.38 (Bild 20 um 1910) oder auch an der Nr.17 (Bild 21). Das östliche Nachbargebäude (auf dem Foto links) gehört als Eckhaus zur Leibnizstraße, bestimmt aber deutlich die Ansicht der beiden Gebäude. Das Nebeneinander von "saniert" und "verfallend" markiert auch noch andere Straßen unserer Stadt. Im Frühjahr 2002 konnte man sogar vermuten, dass für ewig und alle Zeiten "Gras über die Sanierungs-Sache wächst", denn der verwilderte Zustand trieb "interessante Blüten" (Bild 22). An den Häusern T.-Hoppe-Straße 24 (Bild 23) und 26 sind die Erker-Übergänge im Erdgeschossbereich kunstvoll an die Fassade angepasst.
 

 
Weiter nach Westen zu in Richtung Uferstraße (Bild 24) grüßt ebenfalls die Vergangenheit. Das eingezäunte "Verfall- und Verwilderungsgrundstück" Biermannvilla (Bild 25) und der nur noch zu erahnende Mühlgraben (Bild 26) lassen Zugezogene verwundert staunen, bei soviel Wildwuchs. Das Bauschild gegenüber der Häuser 36-40 gibt einen Blick in die Zukunft: geplanter Neubau von Luxuswohnungen an der Ecke Uferstraße(Bild 27).
 

 
Das Kopfsteinpflaster der Tobias-Hoppe-Straße lädt gerade im Winter so manchen Autofahrer zu ungewollten Rutschpartien ein, doch auch weihnachtliche Romantik ist spürbar. Die Bilder 28-31 entstanden am 23.Dezember 2001. Auf Bild 30 erkennt man links das Eckhaus T.-Hoppe-Str. 20. Hier gibt es viele Jahre schon die Kneipe "Bavaria", seit einigen Jahren tagt hier einmal monatlich der Untermhäuser Stammtisch.
 
Die "Bavaria" (Bild 32) war lange Zeit das Stammlokal des Turnvereins Cuba. Bild 31 zeigt den Innenhof der Häuser Nr. 26, 28 und 30 mit unverbautem Blick in Richtung Kantstraße. Hinter dem Grundstück Nr.30 floss einmal der Mühlgraben. Verrohrt und zugeschüttet vor einigen Jahrzehnten.Vielleicht wird dieser ja eines Tages wieder ans Licht gebracht...
 

(Quellen: Ilse Wisotzki, Tobias Conrad Hoppe, der Entdecker des Rubitzer Schaumkalk, in: Heimatgeschichtlicher Kalender des Bezirkes Gera, 1990; Günter Gerhardt, Die Stadt Gera und ihre Straßen, 1992, S.196f., Karin Lange/ Bernd Germar, Villen in Gera 1, Arnstadt/ Weimar, 1997, S.126-133)
Ein besonderes Dankeschön an Hartmut Großmann, der neben den Abbildungen 4, 15, 20 und 32 auch einige wertvolle Infos einstreute, an Horst Wiegert der die Abbildung 6 zur Verfügung stellte und an Bernd Rotter, der ebenfalls mit noch ein paar Tipps helfen konnte.
 
Das Straßenporträt zur Tobias-Hoppe-Straße ist noch nicht für alle Zeiten fertiggestellt. Für ergänzende Informationen und Bilder, kritische und positive Anmerkungen einfach eine Mail an den Webmaster.
 






































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