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Hausmühle (nahe der Orangerie)
Die Hausmühle (in den Quellen auch: mule vntherm slosse, Niedermühle) befand sich an der Kreuzung Küchengartenallee gegenüber der Orangerie und gehörte mit dem alten Vorwerk, dem ehemaligen Burggut am Mohrenplatz (zu DDR-Zeiten VEB Stadtbau Gera), zum Osterstein und könnte deshalb ebenfalls zwischen 10. und 12.Jahrhundert angelegt worden sein. Sicher nachweisbar ist sie jedoch erst ab 1512. Damals verkaufte Heinrich der Ältere zu Schleiz und Gera "die Mühle unterm Haus" und den Garten (wohl ein Teil des heutigen Küchengartens) an Heinrich von Pöllwitz und dessen Frau Magdalena für 300 Gulden. (Kretschmer) Die Hausmühle gehörte mit der Klotz- und der Angermühle zu den sog. Amtsmühlen, deren Belehnung dem herrschaftlichen Amte unterstand. Diese drei Mühlen sind wohl die ältesten nachweisbaren ihrer Art im heutigen Geraer Stadtgebiet. Der Lehnbetrag der Hausmühle betrug über die Jahrhunderte 10% des Kaufpreises und verschiedene zusätzliche Leistungen, so z.B. 1647 zwei, gemästete Schweine, 50 Scheffel Korn und das kostenlose Mahlen des dritten Teiles allen Getreides der Schloss- und Hofhaltung. 1639 erwarb Marie Magdalena Conrad, die Tochter des Geraer Kauf- und Handelsherren und Bürgermeisters Balduin Conrad die Hausmühle für 4000 Gulden. Aus dem Kaufbrief geht hervor, dass sie sich in gutem baulichen Zustand befand: Das Mühlhaus war mit Ziegeln gedeckt und alles war mit Fenstern, Türen, Bändern und Schlössern wohl verwahrt. Sie verfügte über 6 gangbare Mahlgänge und eine gute Schneide- oder Brettmühle sowie eine Ölmühle. Außerdem war ein Stall für 10 Pferde und 12 Mühlesel vorhanden, die damals für den Transport des Korns und Mehls unerlässlich waren. 1740 zertrümmerte das Eis eines der großen Wasserräder. Die Conradsche Familie bleibt in weiblicher Linie bis 1764 Mühlenbesitzer. In diese Zeit fällt auch der Bau eines zur Hausmühle gehörigen Treiberhäusleins in Kuba um 1693 (Kretschmer). Möglicherweise handelte es sich hierbei um das Eseltreiberhaus (hier wohnten die Eseltreiber), welches noch um 1900 auf dem heutigen Friedrich-Naumann-Platz stand. 1764 kauft der Müller Johann Georg Oberländer für 10000 Thaler die gesamte Mühle. 1779 wurde der 18-jährige Trinks aus Dürrenebersdorf vom Schwungrad in der Hausmühle erfasst und in Stücke gerissen. Um 1835 befand sich hier außerdem eine Massenmühle der Untermhäuser Porzellanfabrik. Die zur Porzellanherstellung benötigten Quarze, Feldspate usw. wurden im gemahlenen Zustand von Mühleseln zur Porzellanfabrik am Gries transportiert. In den 1860er Jahren richtete der damalige Besitzer Oberländer im Mühlgraben eine Badeanstalt mit 3 Kabinen ein. 1907 baute man die Mühle zu einer Großbäckerei um und das Sägewerk wurde zur Holzverarbeitung benötigt. Zwischen 1914 und 1918 beschäftigte die "Mühle" bis zu 350 Personen mit der Kriegsproduktion von Schlitten und Fahrzeugteilen. Ab 1920 führte die Stadt Gera mit den Eigentümern zähe Verhandlungen den Erwerb des Geländes betreffend. 1920 waren Frau Antonie verw. Krötzsch geb. Oberländer und Frau Hulda Neumann geb. Oberländer die Eigentümer; 1925 gehörte das Gelände der Firma Becker & Co, optische Fabrik, GmbH. Alle Gespräche verliefen im Sand. Erst ab 1928 kam es mit den neuen Besitzern, der Firma Willi Schilling GmbH zu einem Tauschvertrag. Zwischen 1929 und 1933 erwarb die Stadt Gera erst Teile (Straßengelände) und dann in der Zwangsversteigerung das ganze Mühlenobjekt, beseitigte einige "Verkehrshindernisse" und brachte dort die Hitlerjugend unter. Der Grundbucheintrag des Besitzwechsels wurde auf den 21.01.1935 datiert. Ende der 20er Jahre plante man also schon den Abriss der Hausmühle. Eine Vertretung der Opelwerke wollte sich hier auf 5000m² niederlassen. Die Baupläne gelangten trotz Genehmigung (1929) nie zur Ausführung: "Der Ausbau der Fürstenstraße als Autoumgehungsstraße lenkte seinerzeit schon die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit auf die künftige Verkehrsbedeutung dieser Gegend, in deren spätere Umgestaltung sich der stattliche Neubau, den die Opelwerke dort entstehen lassen werden, reibungslos einfügen wird. Ist dieses Gebäude erst fertiggestellt, so wird man sich wohl kaum noch der Zeiten erinnern können, wo eine alte, vorgeschobene Scheunenwand dort den Verkehr erheblich hemmte. Die geplante neue Opelhalle auf dem Hausmühlenplatz wird zunächst auf dem Platze des jetzigen Hausmühlengeländes einen großen, erhöhten Rundbau mit Wohnungen aufweisen, von dem aus sich zwei lange Flügel nach Süden erstrecken werden. Der vordere, nach der Hofwiesenstraße zu gelegene Flügel wird die Ausstellungs- und Büroräume des Unternehmens enthalten, der hintere werkstätten für die Automobilmontage. Zwischen den beiden Flügeln wird etwas eingerückt, eine große Abstellhalle für Lastwagen errichtet; vor dieser soll eine größere Tankstelle den durchreisenden Autos Gelegenheit geben, ihre Betriebsstoffe etwas abseits vom Straßenverkehr ergänzen zu können... Die Gebäude müssen, um sich der für die dortige Gegend geplanten Stadthalle anzupassen, im Flachbau gehalten sein..." (Geraer Zeitung)
Am 15.Juni 1936 wurde beim Abbruch der Hausmühle der Werkpfahl, durch den die Fachbaumhöhe des Wehres festgelegt war, beseitigt. Der Pfahl bestand aus Eichenholz und trug an seinem oberen Ende eine kupferne Haube. Auf dem Haubendeckel stand eine Inschrift: "Bey Regierung des Hochgebohrnen Graffen u: Herren Heinrich des Dreisigsten Jüngern Reußens; Graffen und Herren von Plauen - Anno 1748 ist gegenwärtiger Mahl Pfahl von neuen gestoßen worden." Die Hülse trug die Inschrift: "Die Mühlbesitzer dieser Zeit sind gewesen Hr. Johann Andreas Graffe Kauff und handelsmann und fr. Christiana Regina Stambin Meister Gottlieb Breller Bac(cht)...Müller." Die Höhe des Deckels war 188,914m N.N. (Heimatblätter)
Quellen: Materialsammlung des Geraer Mühlenexperten Stefan Bauch aus Liebschwitz (darin: Bilder und Akten aus dem Stadtarchiv Gera); Heimatblätter, 23.Jg., 1936, Blatt 5, Gera; Geraer Zeitung Nr.82 vom 09.April 1929; E.P. Kretschmer, Hausmühle in Geraer Zeitung, 8.Febr. 1936; Ute Heckmann/ Matthias Wagner, Müller, Fischer, Hausgenossen..., Gera 2001
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